Portrait of a Continent in 4 Weeks, June/July 2012

Spacial Displacements - The Space in Between
Tin Sheds Gallery, Faculty of Architecture, University of Sydney


Praktische Ausgangspunkte waren meine alltägliche photographische Arbeit bei offiziellen Ereignissen, der Titel der Ausstellung, die Architektur-Fakultät als Ausstellungsort, der Kontext mit den großen Raumarbeiten der beiden beteilgten Künstlerinnen und mein konstantes Interesse an den Eingeweiden einer Gesellschaft (Solche Leute nennt man hier klebrige Schnäbel - sticky beaks). Es entstanden eine Vielzahl von Serien und Einzelfotos, die sich mehr oder weniger eindeutig diesen Ausgangspunkten zuordnen lassen.

Wand mit 27 DinA0 Laserfotodrucken
9 Kleinbildschirme:
time-based spaces, Mortlake 1&2 (Vorstadt), "spatial propositions" 1-2 (bike space, Wilkinson Building, miscellaneous), indentity building, (zB. humanistische Gesellschaft) nation building 1&2 (z.B. NSW-government-building, Besuch Kardinal Lazzarotto in der vietnamesischen Kirchengemeine Cabramatta, War Memorial Canberra, Ausstellungseröffnung Australian Museum, Promoting Excellence in Journalism (Walkley Foundation), Konferenz Sustainable Business)
LED-Bildschirm (Flüchtlingsdebatte im Federal Parliament, Canberra und Stadtratssitzung Zentralsydney)
Skulptur, quadratischer Grundriss (ineinander verschränkte Metallschränke)
geöffnete Trennwand, zwei Rollen, Keil
Eingangsbereich: 4 Fotos in 6 Sekunden - Kevin Rudd auf dem Nato-Außenministertreffen 2011 in Berlin,
Gast: Schafe und Ameisen, Video von Markus Mussinghoff, 30min, 2000


Eine große Wandfläche im Ausstellungsraum synchronisiert Ausschnitte und Momente parallel existierender gesellschaftlicher Maßstäbe auf der Fläche. Fast automatisch organisieren sich die 27 Photographien auf der Wand in Dreiergruppen, visuellen Trialogen. Jedes der 27 Bilder befindet sich in einer der 10 Bildschirm-Serien. Die Elemente dieser Flächenorganisation verweisen auf unterschiedliche Raummodelle, physische, künstlerische und gesellschaftliche: Die Wand im Raum, der Raum dem die Abbildung (auf jedem einzelnen Foto) "entnommen" ist, und die beiden Räume, die der Zuschauer selbst konstruiert, der in dem er steht, und der in seinem Kopf.


Trotz des dezidiert europäischen Systems formulieren sich Komplexe wie Urbanität, Legalität, Individualismus, Nationbuilding und Traditionspflege deutlich anders als z.B. in Deutschland.
Auffällig ist: es gibt keine Native Australians in den Fotos. Das hat den Grund, dass sie im Alltag als weiträumig inkompatibel mit der Gesellschaft erscheinen, im öffentlichen Leben treten sie als verletzte soziale Systeme (Outlaws) in Stadtbahnstationen auf und alsflächendeckend beworbener Unterrichtsstoff bzw. Ausstellungsstücke.
Eine quadratische Polonaise- oder Deadlock-Skulptur aus im Gebäude vorgefundenen Metallschränken bedrängt die Fotowand fast, ver-räumlicht sie dabei physisch und setzt die fotografische Sicht in Beziehung zu den Raumarbeiten von Heidi Kartveit und Magnhild Nordahl.
Die zum Auf- und Abbau der Inhalte des Schaufensters bewegbare Trennwand versteht sich als weiteres raumorganisierendes Element. Obwohl die Gewichtsverteilung durch die Einrückung der Drehachse in die Fläche günstig ist, unterstützen zwei unterschiedliche Räder die Öffnung des Wandelements. Ein Keil arretiert die Position. Die Funktionselemente bilden sich tagsüber als scharf geschnittene Silhouetten ab. Die Öffnung des Wandelementes ist also nicht nur für sich raumbildend, sondern auch als Lichtschleuse. Hier lässt sich die Beziehung zum Außenraum, der belebten Cityroad, modulieren. Tagsüber strömt Licht ein, Passanten sehen nach innen. Abends beginnt das Video "Schafe und Ameisen" die Wand aufzuschieben, als habe das projizierte Bild die Kraft die Wand in die optimale Position zu bringen. Die Projektion reflektiert in der Scheibe, so dass sie nicht nur von außen, sondern auch von innen wahrgenommen werden kann.